Mentalist
Freedom Of Speech
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Tracklist:
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01. Metasphere
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0:54
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02. Freedom Of The Press
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6:05
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03. Life
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5:38
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04. Whispering Winds
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6:06
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05. Digital Mind
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4:01
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06. Belief
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8:30
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07. Your Throne
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4:46
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08. Isolation
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5:21
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09. The Deal
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1:34
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10. Devil’s Game
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5:29
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Release: 28.08.2020
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11. Price Of Time
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5:12
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12. Run Benjamin
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8:11
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Label: Mentalist Records/Pride & Joy Music
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13. Whispering Winds
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5:42
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(Orchestral Version)
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Format: Jewelcase-CD
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Die Band Mentalist haben wir euch im September 2019 in unserem Interview mit den beiden saarländischen Gitarristen Peter Moog und Kai Stringer bereits vorgestellt. Die dort angesprochene Veröffentlichung ihres Debüt-Albums verschob sich, aber gut Ding darf Weile haben. :-) Am 28.08.2020 kommt Freedom Of Speech nun endlich via Mentalist Records auf den Markt. Das Release-Konzert fällt leider auf Grund der Welttournee von Covid 19 flach. Der Check ihrer Live-Qualitäten wurde somit auf später vertagt und der von Freedom Of Speech war mir ein Fest!
Die 13 Tracks wurden bandintern geschrieben, Mix & Mastering steuerte Christian "Moschus" Moos / Spacelab Mixing bei. Sie liefern melodischen, kraftvollen Metal mit einer Prise Prog vom Allerfeinsten im Top-Sound und bringen enorme 67 Minuten Laufzeit auf die Uhr. Eine extrem gute Befüllung nutzt nichts, wenn die Musik nicht packen, mitreißen und berühren kann... Aber Sänger Rob Lundgren, die Gitarristen Peter Moog und Kai Stringer, Bassist Florian Hertel und Drummer Thomen Stauch brennen ein leidenschaftliches Feuerwerk der Kreativität ab und das auf ganz hohem Level.
Beim Songwriting knieten sie sich tief rein, kein Einheitsbrei, kein 08/15 Strickmuster, sondern abwechslungsreich geklöppelt. Ich bin geflasht von so manchen Ideen und ihrer Umsetzung, die gewisse Begeisterungsgänsehaut hat Kirmes. Bei jedem Hördurchgang entdecke ich neue kleine besondere Momente. Wie die Instrumente miteinander agieren, immer wieder überraschen, Highlights setzen und wie viel Platz sie innerhalb der Nummern haben dürfen, um sich auszutoben - ein riesengroßes Plus! Zwei rein instrumentale Tracks hat's mit dem Intro Metasphere, dem ich gerne länger als 54 Sekunden zugehört hätte. Nr. 13 ist die orchestrale Version von Whispering Winds, die einen sehr speziellen Charme mit sich bringt.
Die Instrumente, herrje, faszinierend, großartig, spannend... Thomen bearbeitet seine Drums in Hochform, feuert interessante unterschiedliche Rhythmus-Varianten ab, die es gewaltig in sich haben. Der Bass dümpelt nicht nur im Hintergrund, sondern präsentiert sich knackig. Die zwei Gitarren zaubern mir ein Funkeln in die Augen. Riffs, Soli und zweistimmige Einsätze sind ein Träumchen. Ich bin ein Fan von fesselnder Saitenbearbeitung und komme voll auf meine Kosten. Bei einigen Songs haut Oliver Palotai (Kamelot) in die Tasten, die Parts sind clever verbaut, untermalen und sind nicht zu aufdringlich, passt!
Rob Lundgrens Gesang klingt fantastisch, ich steh auf seine Stimmfarbe und liebe das gefühlvolle, intensive Trällern der schwedischen Nachtigall. ;-) Wo der auf der Tonleiter überall hinkommt, holla die Waldfee! Auch wenn es zwei- oder mehrstimmig zur Sache geht, kommt das Ganze verdammt gut rüber. Die Texte sind genau mein Ding, behandeln auch aktuelle Themen, liefern Stoff fürs Hirn, regen zum Nachdenken an. Es lohnt sich, genau hinzuhören. Somit sind die 67 Minuten großes Kino, weil arg viel geboten wird und die Songs nicht durch ewige Wiederholungen künstlich aufgebläht werden.
Das hätten wir dann schon mal und jetzt noch Kurzanmerkungen zu einigen Songs. Freedom Of The Press jagt quirlig und gitarrenlastig mit Schmackes los, geht bestens ins Ohr, wurde als erste Single ausgekoppelt, behandelt ein wichtiges Thema, den Text kann man im toll gestalteten Lyric-Video nachlesen und zu den Aussagen passend ist ein kurzer Ausschnitt einer Rede von Trump eingefügt. Eine leichte Brise weht Whispering Winds aus den Boxen. Eine langsame sanftere, aber kraftvolle Nummer, bei der Robs Gesang besonders zur Geltung kommt. Digital Mind macht sich flotteren Fußes auf die Reise, erinnert mich am Anfang vom Chorgesang her an die 70er, überzeugt durch seinen mitreißenden, teilweise etwas „schrägen“ Rhythmus. Belief ist mit 8:30 Minuten der Laufzeitbrummer des Albums. Rob Lundgren hat sich schwedische Unterstützung ans zweite Mikro geholt und rockt den Song gemeinsam mit Daniel Heiman. Ein saustarkes Duett! Könnt ihr gleich mal probehören, denn auch zu diesem Werk wurde ein schickes Lyric-Video geschneidert.
Your Throne gibt Gummi, gesanglich top, gekrönt von äußerst energischen Drums und extrem heißer Gitarrenaction. Das eineinhalb Minuten kurze teuflische The Deal mit ein wenig Gesang sowie cooler Konversation zwischen Mensch und Gehörntem, ist praktisch das Intro zum folgenden Devil's Game. Da geht dann wieder die Post ab, mit Chorgesang garniert, Sonderpunkte für den Bass und die Gitarren. Price Of Time fesselt musikalisch und textlich, toller Groove, verschärfter Einsatz der Saitenfraktion plus bärenstarke Drums.
Die Band hat einen mystischen Namen und Thomas Ewerhard zeichnete ihnen ein dazu passendes Maskottchen. Der Mentalist taucht auch auf dem von Andreas Marschall designten CD-Cover auf, das den Albumtitel ideal umsetzt. Neugierig wie ich bin, warte ich jetzt schon gespannt auf das, was die Jungs auf der Bühne mit Nebel, Magie, Zauberei, Kristallkugel und ihrem Maskottchen planen...
Anspieltipps:
Life – ist ein Kompletthighlight. Der Gesang punktet extrem, insbesondere, wenn Rob in die Höhe geht, Stimme und Gitarre miteinander „singen“, aber auch der Backgroundgesang hat's in sich. Was die Gitarren ab Minute 3 abliefern, großartig! Rhythmus und Sound sacken mich ein, der Song schraubt sich ins Ohr! Hammer-Nummer, die eigentlich schon für Album Nr. 2 geschrieben wurde, es aber dank der Verzögerung noch auf's Debüt schaffte.
Isolation – kommt langsamer und ruhiger mit einer gewissen Art Melancholie aus den Boxen, kann mich komplett einfangen, vor allem auch in textlicher Hinsicht. Daumen hoch für den sensiblen Einsatz des Rhythmus-Duos und den intensiv berührenden Gesang von Rob.
Run Benjamin – beginnt als Ballade, verpasst mir gesanglich und thematisch dicke Gänsehaut, gibt dann Vollgas, verändert sich in den 8:11 Minuten immer wieder, fast die Hälfte davon gehört den Instrumenten und die zeigen eindringlich, was sie so alles drauf haben. Genuss pur!
Die Kritikseite ist leer geblieben, zu meckern hab ich absolut nichts. Diese Scheibe hat mir enorm viel Spaß in die Bude gebracht und ich orakle nach einem Blick in meine persönliche Wahrsagekugel, dass Mentalist mit ihrem Debüt durch die Decke gehen werden. Niemand kann das musikalische Rad neu erfinden, aber man kann die Felgen ideenreich gestalten. Mir ist auch egal, wer vorher wo gespielt hat – das Quintett hat seine Talente und sein Können zusammengeschmissen, was Eigenes kreiert und nur das Endergebnis zählt.
Sind saarländische Musiker beteiligt, bekommen Bands nicht automatisch einen Sonderbonus, sie müssen mich genauso überzeugen wie alle Anderen auch. Mentalist konnten mich aus den Schlappen hauen, Freedom Of Speech ist ein musikalischer Diamant und hat sich die folgende Bewertung so was von verdient>
Bewertung:
7 von 7 Ankhs
plus Skarabäus
Marion Ney / Sarkophag Rocks 18.08.2020
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