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Woodstage 18.-19.06.2004

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Ich schreib mir mal wieder nen Ast...

 

 

 

Warnung der Schreiberin: da ich zur besseren späteren Erinnerung an das Woodstage-Festival ziemlich ausholen werde, sollten sich die verehrten Leser besser mit genügend Nahrung und Getränken versorgen! ;-) Dann wollen wir mal.


Nach einiger Zeit der Vorfreude und einer recht schlaflosen Nacht starteten wir am 18.06. in aller Herrgottsfrühe Richtung Sachsen. Wir gähnten uns in den Zug rein und hofften auf ein besseres Gelingen als beim letzten Mal. Die Erlebnisse beim bösen T.-Wort–Festival saßen immer noch tief. Zugfahrten sind ja etwas nervenzehrend und bei 4mal umsteigen auch mit argem Nervenkitzel gespickt. Neu war allerdings, dass die Bahn mittlerweile auch ein Unterhaltungsprogramm bietet. Dem Alleinunterhalter begegneten wir in Mannheim, getarnt in einem schicken Anzug, blonder Fönfrisur und – wie sollte es anders sein – männlich! Akt 1 war der witzige Versuch, mit Aktenköfferchen rechts im Händchen und Handy links am Öhrchen einen Waggon zu entern – natürlich ohne die Aussteigenden rauszulassen. Akt 2 folgte auf dem Fuße: handyphonen und sich blöd im Fenster selbst angrinsen – und das konnte der verdammt gut. Als er dann noch mit Herrn Kaiser sprach, war mir sofort klar: der gehört zu einer gewissen Versicherung, frau kennt sich ja in der Werbung aus ;-) Caro und ich lachten uns halb weg und unser Mitreisender im Abteil teilte unseren Humor. Der Schlussakt des Bahn-Clowns: am Bahnhof Frankfurt alle im Gang stehenden Reisenden überholen, überrennen, überkrabbeln, natürlich mit Handy am Ohr. Liebe Bahn, so was bitte auf jeder Fahrt und alle Fahrgäste werden bester Laune ihren Zug verlassen. Das fing ja schon mal gut an. Der vorletzte Zug brachte mich an den Rande eines Kollers, der wackelte so unkontrolliert hin und her, dass es einem echt besser wurde. Aber welch Wunder: mein Magen hielt, alle Umsteiger hauten hin und um 16.15 Uhr erreichten wir Glauchau.


In einer Feriensiedlung in Waldenburg, ca. 8 Kilometer entfernt von Glauchau, hatten wir einen Bungalow gemietet. Wir sagten dem Rest unserer Reisegruppe im Häusle Bescheid, dass wir nun auf dem Bahnhof sind. In der Wartezeit konnten wir dann erste Kontakte mit der Bevölkerung knüpfen, ob wir nun wollten oder nicht. Den Taxifahrern zuzuhören war mehr als unterhaltsam. Aber das besoffene Männlein, das uns gleich 4mal innerhalb einer Stunde in bestem Sächsisch ansabbelte, war dann doch leicht... nervig. Ich weiß jetzt, dass der Micha hieß, aber ansonsten verstand ich nur das, wo ich davor saß... nämlich Bahnhof. Wir waren dann froh, als die Anderen auftauchten und uns aufsammelten und nach einigen Begrüßungsknuddlern ging´s ab zum Gründelpark. Über Kopfsteinpflaster hoppelten wir dem Ort des Geschehens entgegen. Auf Anhieb fanden wir einen Parkplatz und – wie beruhigend - wir konnten sofort drauf fahren und das Auto abstellen. Nach der letztjährigen bösen Erfahrung war ein Parkplatz ohne kilometerlangen Stau vornedran für mich wie ein gutes Omen. Zu dem Zeitpunkt war auch endgültig klar, dass samstags alle von-Trümmer-Schwestern wieder vereint sein würden - das erste Mal seit fast einem Jahr – oh Mädels, wie hab ich das vermisst! Den ganzen Tag über hatte ich mit kritischem Auge den Himmel beäugt. In Glauchau war er bedeckt, aber es regnete nicht. Auch das passte - zumindest am Freitag...


Wir holten unsere Tickets und Siggis Fotopass ab, passierten problemlos, schnell und ohne Einbüßung einer unserer essbaren Gegenstände die Schleusen und waren nun mit lilafarbenen Bändchen als Festivalvolk „gezeichnet“. Wir legten nen Stop ein, denn Kind und Zork waren unmittelbar hinter uns und unsere Gruppe begann zu wachsen. Das Gelände war nicht allzu groß, mitten in der Natur standen wir... Bühne nicht riesig und nicht so ewig hoch. Ja, doch, kam gut! Der Platz vor der Bühne war mit Plastikplanen abgedeckt, was schon mal Hoffnung gab, bei eventuellen Regengüssen nicht im Schlamm zu stecken. Etwas erstaunt waren wir über die Lautstärke, vielleicht waren unsere Ohren auch nur konzertentwöhnt, aber es war schon einiges an Phon, die einem entgegen kamen. Wir erkundeten die Stände im oberen Teil der Anlage, sondierten die Lage generell, futterten ein Tütchen Pommes und wunderten uns ein weiteres Mal. Denn so´n paar Pommes mit Ketchup zu 2,50 Euro - das müssen Edelkartoffeln gewesen sein, Marke Super-Gutshof und einzeln mit dem Teelöffelchen ausgebuddelt...


Die erste Band, die ich richtig wahrnahm, waren Umbra et Imago. Na ja, wem´s gefällt... ich brauch´s nicht. Ich bin eher die Rockmusik-Tante, von daher werd ich mich über einige Bands gar nicht auslassen. Hab da keine Ahnung von und halte freiwillig die Klappe. Sicher hat vielen Zuschauern das sehr gut gefallen, was ich als langweilig, zu elektronisch bis hin zu grausam und „die sollte man wegsperren“ empfand. Wie immer> jedem das Seine! Und bevor wer rummeckert, warum ich dann überhaupt dort war: mein umschattetes Gehirn fand einige Gründe, dahin zu wollen und die hatten nicht alle mit Musik sondern auch mit Freundschaften zu tun...


Wir belagerten einen Laternenmast, direkt neben nem Baum rechtsseitig der Bühne und das war dann unsere „Wohnadresse“ an diesem Tag. Es waren ja außer uns schon mehr unserer Leutchen freitags vor Ort, die Treffs und das Wiederfinden klappten dank der detaillierten Adressangabe unseres Abhängens bestens. An dieser Stelle liebe Grüße an Heike, Antje, Kirsten und den Knusperhasen. Es ist immer wieder klasse, Mailfreunde in Natura kennenzulernen, besonders wenn´s so nette Menschen sind wie ihr!


Das erste Highlight war für mich der Auftritt von Within Temptation . Sharon und ihre Mannen waren live mal wieder bestens drauf. Sie brachten klasse Stimmung mit, eine gute, nicht übertriebene Pyroshow und eine schöne Bühnendeko. Mal ging die Post ab, mal wurde es schaurig-schön romantisch. Mein altes Gehirn und ich haben ja immer Probleme , sich Setlists zu behalten. Gespielt haben sie auf jeden Fall mal  Running Up That HillMother EarthIce QueenRestlessThe PromiseCaged  und einige neue Songs, von denen ich an Titeln nur noch  Jane Doe  und  Orff  weiß. Fehlt sicher wieder was... nächstes Mal hab ich einen kleinen Block samt Schreiber griffbereit. Im Konzert guck ich ja zu und lausche nicht nur, daher noch folgendes: Sharon ist eine gute Sängerin, kein Thema, aber – wie auch schon im Highfield-Bericht – muss ich wieder rummeckern an ihrem endlos gleichen Bewegungsablauf. Mit den Armen schlenkern, die Haare schmeißen, beim Hüpfen aus dem Takt geraten und das bei so gut wie jedem Song... na ja... Ihre Stimme kam klar und auf den Punkt, die Herren legten sich ins Zeug und spielten einen sehr sauberen Gig. Das ließ mich den einzigen Kritikpunkt ziemlich vergessen, denn die Musik ist doch der wichtigere Aspekt für mich.


Als nächste Band sollten In Extremo spielen und wusch... weg war meine Caro, Richtung Bühne entschwunden zum Intensivabhotten :-) Ich mag solche Bands schon sehr. Der Mix der modernen Instrumente mit Dudelsäcken, Schalmeien und Harfe, die Klamotten, die Bühnenshow – Rock meets Altertum - doch, doch... das hat was! Das Ganze dann am Abend in dieser Location, das wirkte zumindest auf mich besonders passend. Ich versteh zwar die Texte nicht alle mangels gewisser Sprachkenntnisse, aber das tut meiner Begeisterung für die Songs keinen Abbruch. Mit dem Starter  Küss mich  ging´s gleich heftig ab. Es folgten u.a.  Der WindAve MariaMerseburger ZaubersprücheSpielmannsfluchErdbeermundNymphenzeitHerr ManneligOmnia Sol Temperat  und einige mehr. Das Publikum ging ab wie Harry, es wurde mitgesungen, getanzt, gehopst – Stimmung pur. Das letzte Einhorn ließ oftmals die Menge singtechnisch ran, holte einen Fan auf die Bühne und der durfte mal ne Runde trällern. Bei  Ave Maria  bekam ich – wie immer - eine Gänsehaut und ein bisserl Wasser in die Augen. Manche Songs erzeugen halt nun mal eine besondere Wirkung bei mir - das ist einer davon. Die Herren In Extremo heizten der Festivalgemeinde ordentlich ein und hatten sich den Applaus voll und ganz verdient. Der Sound kam gut, Stimmung und Show waren klasse, ein Konzert der Marke Volltreffer! Caro tauchte irgendwann etwas erschöpft wieder am Laternenmast auf, ihre Hosenbeine und die Schuhe sahen... leicht verändert aus. Aber sie war heil und happy... was kümmert da verdreckte Kleidung?


Der Wunsch, sich mal wieder hinsetzen zu können, war inzwischen arg groß. Nur hatte man die Sitzmöglichkeiten verdammt gut vor uns versteckt *grummel* Aaaber in der Not mutiert man halt zum Huhn und setzt sich auf eine Stange. Neue Sammelstelle wurde somit „auf der Stange vor der kleinen Litfasssäule“. Alle fanden sich wieder ein, wir unterhielten uns noch ein bisschen und stellten mehrheitlich fest, dass die Musik von Front 242 nicht so unser Ding war (sorry, Knusperhäschen!) Wir waren etwas arg platt und müde. Unsere 5er-Bande verabschiedete sich und wir trabten zum Auto. Tag 1 war vorbei und wir rollten unserem Bungalow im Wald entgegen. Die kleine Hütte war wirklich schnuffelig, lag idyllisch. Falls mal wer da oben urlauben möchte wäre das sicher nicht schlecht, denn preislich war´s auch sehr günstig. Das einzige Problemchen für mich war, dass ich am nächsten Morgen jede Querstrebe des Lattenrostes im Bett mit Namen kannte, da wir uns nachts mehr als angefreundet hatten :-( Die heiße Dusche allein tat´s nicht, aber nach zwei Schmerztabletten war ich dann lauftechnisch einsatzfähig. Den Blick aus dem Fenster nach dem Aufwachen hätte ich mir sparen sollen - aber ignorieren brachte auch nix. Was ein Wetterchen... Petrus hatte dann doch die Schleusen geöffnet, es regnete fröhlich vor sich hin. Ich hab wettertechnisch auf Festivals schon einiges erlebt. Bin ja nicht aus Zuckerguss und verflüchtige mich daher bei Nässe nicht. Aber mir war klar, dass mit Hinsetzen an diesem Tag gar nix drin sein würde... sehr schlechte Aussichten für mich und meine kaputten Hüften. Natürlich mussten wir ausführlich plaudern und die Freude war groß als Lani eintraf. Endlich waren wir drei mal wieder zusammen ohne Leitungen, Telefonhörer und endlos vielen Kilometern zwischen uns. Ohne Kaffee geht nix und nachdem wir den intus hatten, startete die erste Hälfte unserer Reisegruppe zu Festivaltag Nummer 2.


Auf der Suche nach einer Apotheke sahen wir einiges von Glauchau. Ist doch erstaunlich, wie viel Kopfsteinpflaster man in so einen Ort packen kann. Kenn ich so nicht und das Gehoppel bekam einigen von uns nicht so ganz dolle *grins* Als wir auf dem Gelände ankamen fiel mir auf, dass es viel voller als am Vortag war. Und der Boden sah zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr sehr einladend aus. An Bands spielte an diesem Tag für meinen Geschmack passend fast nichts. Unheilig hörten sich recht gut an, Corvus Corax waren interessant und Welle:Erdball sorgten zumindest mit ihren „Showeinlagen“ wie Zuckungen, Frisuren und am Rad gedrehe für Erheiterung bei mir und einigen anderen. Wir standen diesmal unter dem Baum neben „unserem“ Laternenpfahl. Das Geäst war gnädig und hielt das Wasser, das immer wieder mal von oben tröpfelte, ziemlich von uns ab. Unsere Gruppe vergrößerte sich ständig, es war total schön, all die netten Leutchen wiederzusehen. Liebe Grüße an dieser Stelle an die „Baum-Jünger“: Asia, Lost72, LostVampire, Devilzeye, Turbobitch und ihre Freundinnen, Noctesque, den Hut, Kirsten, Knusperhase, das Kind, Zork, Mira, Mirja, Caro, Eilan samt echter Schwester und Siggi. Hoffe, ich hab jetzt niemand vergessen - falls doch: man bedenke mein hohes Alter ;-)


Als Nahrung gab´s wieder etwas Edles: Nudeln Marke geschmacklos, die fehlenden Gewürze bezahlte man allerdings mit... Zumindest die Preise waren generell gesalzen. Auswahltechnisch gab´s nichts zu mosern. Essen, Trinken, Klamotten, Schnickschnack... es war alles in großen Mengen vorhanden. Was fehlte - und das muss ich energisch bemängeln - waren genügend Behältnisse für den Müll. Man musste danach suchen, was scheinbar vielen Besuchern zuviel Arbeit war und so lag überall was rum. Wenn man ein Festival in so einem schönen Parkgelände organisiert, sollte man der Müllentsorgung schon zwei bis drei Gedanken mehr gönnen...


Und wo ich gerade am Meckern bin, noch einige Punkte:

Es ist seltsam, dass Besucher mit Tagestickets auf dem Gelände „gefangen“ sind. Sie bekamen kein Bändchen, es schien auch für Stempel und Stempelkissen nicht gereicht zu haben. Keine Chance, mal zum Auto zu gehen oder überhaupt das Gelände kurzfristig zu verlassen. Das hatte ich so noch nirgends erlebt und war sehr erstaunt als ich es mitbekam.


Und nun noch das Problem mit den Sitzgelegenheiten: ein paar Bänke mehr dürften auf solchen Festivals schon rumstehen. Es gibt sicher mehr Leute wie mich, die dank kaputter Gräten oder da sie gerade an Krücken laufen müssen froh wären, wenn sie sich mal niederlassen dürften. Auch für Rollstuhlfahrer war nicht das Optimale geboten. Oftmals hab ich das Gefühl, dass Konzerte bzw. Festivals nur für gesunde Menschen aufgezogen werden. Aber unsereiner hat auch das Recht auf gute Musik, auf Spaß... Solange der Boden zumindest noch trocken ist, bin ich mir nicht zu schade, mich auf selbigem niederzulassen. Aber bei nassem Wetter fällt das aus. Es wäre nett, wenn Veranstalter sich darüber am Rande auch mal ein paar Gedanken machen würden...


Ein echter Ekelfaktor waren – wie immer – die Dixie-Klos. Irgendwann erreichen die ja den Status „Achtung, Gelbsuchtgefahr!“. Schade, dass daran scheinbar nichts zu ändern ist. Die Männer haben es einfacher, die können ins Gebüsch ausweichen, aber als Frau sollte man besser die ganz große Blase dabei haben.


Soderle, damit wäre meine persönliche Minusliste abgearbeitet. Halt! Ein Punkt fehlt noch, aber der folgt weiter unten beim passenden Thema.


Weiter geht´s mit der Musik: die Wartezeit bis zum Konzert der 69 Eyes ging dank netter Gespräche rasch vorbei. Wir standen - zur Abwechslung - mal rechts vor Bazie. Die Plastikplanen waren zwar feucht, aber wir mussten nicht im Matsch rumwaten. Mein persönlicher Jubiläumsgig (69 Eyes–Konzert Nr. 20) begann fast pünktlich. Die Herren Augen enterten die Bühne und an dieser Stelle breche ich ein Versprechen... Ich wollte nie mehr in Konzertberichten auf Klamotten eingehen, aber hier muss es einfach sein, es geht nicht ohne *lacht* Vier Augen trugen schicke Lederjacken mit diversen Aufnähern und einem großen Ankh auf dem Rücken, dazu überwiegend Lederhosen – die optimalen Rock´n´Roll Outfits! Auge Nummer 5 zeigte nackten gestählten Oberkörper und die Hose hing wieder sehr weit unten. Sorry Turbobitch - Dein Gesichtsausdruck bei seinem Anblick war... göttlich *zwinker* Es ging gleich schön hart und fetzig mit dem neuen Song  Lost Boys  los. Leider wurde zu dem Song nix weiter geplaudert, aber die Standardsätze übers Wetter, Sonnenbrillen, Gothic-Girls, gewisse körperliche Aktivitäten usw. fehlten dann nicht – auch leider! In einer Ansage wollte Jyrki was über das neue Album  Devils  erzählen, das hätte mich seeehr interessiert - nur dummerweise brach er diesen Satz mit einem Lacher ab und es kam mit „we´re drunked“ ein Kommentar zum Promillepegel *grummel* Lost Boys  blieb zu meiner Enttäuschung auch der einzige neue Song, ebenso kam keiner der alten zum Einsatz – die Setlist war für mich nicht der Bringer. Es ging weiter mit  Angel On My ShoulderFramed In BloodWasting The DawnGothic GirlCrashing HighDance D´AmourBetty Blue... Jussi wütete an seinen Drums und viele Drumsticks hauchten im Flug ihr Leben aus. Es fetzte gewaltig, Gitarren und Bass durften kräftig ran, Jyrkis Stimme kam gut wie immer - es wurde nicht gesäuselt, es wurde gerockt!


Drei Eyes hatten schon ziemlich früh die Lederjacken ausgezogen, spielten nun in Shirts bzw. Top. Jyrki hatte von vornherein nix drunter. The Chair  war an der Reihe. Ich sah Bazie zu, genoss gerade ein Gitarrenstückchen... Jyrki rief was von wegen Rock´n´Roll und ich guckte in seine Richtung. Und dann kam´s... er drehte sich um, ging Richtung Drums... zog die Jacke aus , warf sie hin und trällerte mit nacktem Oberkörper weiter. Tschulligung, aber was vielen glasige Augen einbrachte und einen Schrei entlockte, erzeugte bei mir ein.... mehr als breites Grinsen. Da stand er, unser finnischer Wonneproppen, beendete  The Chair  und weiter ging´s mit  Brandon Lee. Er schnappte sich seine Jacke, schlüpfte - nach einigen Mühen, da verschwitzt - in einen Ärmel wieder rein, den zweiten fand er erst ne Zeit später wieder. Diese Showeinlage kam recht nett, nur wenn schon, dann bitte alle fünf und wir haben die Finnish Chippendales ;-) Brandon Lee  war leider der letzte Song, das Konzert war vorbei, 45 Minuten sind viel zu kurz!!! Noch einige Anmerkungen: alle Songs wurden wie immer live härter und rockiger gespielt – was mir natürlich sehr sehr gut gefallen hat. Ich mache wohl den Fehler und höre zu genau auf die Musik. Live geht immer mal was daneben, was ja auch einen gewissen Reiz bringt, weil es halt gerade nicht so perfekt wie im Studio abläuft. Wenn allerdings zu viele Einsätze und Wechsel daneben gehen - besonders an Stellen, die mir sehr gut gefallen – schieb ich Frust. Es gab zudem technische Probleme und besonders T.T. traf´s, er tat mir stellenweise richtig leid. Da der Musiker an sich mit solchen Problemen auch nicht gerade glücklich ist, werden sie wohl mit mir Frust geschoben haben... hoffe ich zumindest. Das Konzert war nicht schlecht, aber ich hab die Jungs in spieltechnischer Hinsicht schon besser erlebt. Und wer mich jetzt ausschimpfen will für meine Sichtweise des Konzerts, bitteschön, ich steh zu meiner Meinung!


Wir sammelten uns wieder unterm Baum und das eben Gesehene musste ausgiebig besprochen werden. Ein Thema herrschte vor und welches das war, muss ich wohl nicht näher erläutern *grins* Einige unserer Leute wollten sich bei der Autogrammstunde der Eyes anstellen. Es fing an zu regnen, aber der Schauer dauerte nicht lange und wir kuschelten mal kurzfristig ein bisschen unter den Regenschirmen. Ich blieb ne Zeitlang dabei, bis es mir zu eng wurde. Dann suchte ich mir einen Baum in der Nähe zum Anlehnen und schaute dem Treiben noch ein bisserl zu. Und das ist nun der letzte Meckerpunkt: warum muss bei Autogrammstunden so ein Chaos herrschen? Die Warteschlange stellte sich nach hinten auf, aber es gab eigentlich zig Schlangen in alle Richtungen. Beim Woodstage hätte man am Autogrammstand vorbei 2–3 Absperrgitter stellen können, vorne und hinten ein Sec - die Fans gehen vorne rein, können sich von allen Musikern ein Autogramm holen und gehen hinten raus. Seitliches Drängen oder ewiges Stehenbleiben wird ausgeschlossen und es kommen viele Fans dran. Und das Rauskommen ist gewährt, denn viele klemmten nun da vorne im Pulk fest und hatten Probleme, überhaupt wegzukommen. Oben beschriebenes System hab ich z.B. beim Tuska-Festival in Finnland gesehen und das klappte bestens. Nett sind auch geschlossene Zelte, wo ´s halt nach dem Prinzip funktioniert: nur vorne rein, Autogramm holen und abmarsch Hinterausgang raus. Klärt mich bitte auf: erwarte ich eventuell zuviel von den Veranstaltern? So langsam drängt sich mir dieser Gedanken auf, denn solche Chaos-Autogrammstunden hab ich nun schon mehrfach beobachtet... aber außer einigen Fans scheint das niemand zu jucken. Was ich auch nicht verstehe: warum stellen sich manche Fans schon an, wenn ihre Gruppe/Sänger erst in zwei Stunden den Stift schwingen wird? Ergibt für mich keinen Sinn, erhöht aber das Chaos.


Noch nebenbei erwähnt: die Fußballbegeisterten unter uns hatten sehnsüchtig auf Tormeldungen gewartet, aber unsere Handys schwiegen eisern. Während dem Beobachten der desolaten Autogrammjäger kam dann die Meldung: 0:0. Und das gegen Lettland... war wohl nix mit Letten plätten.


Als Caro aus der Menge wieder auftauchte - mit Autogramm, aber arg abgekämpft - hatte ich genug vom Beobachten des Treibens. Durch eine Matschwüste tapsten wir zum anderen Teil unserer Truppe. Unsere Schuhe erinnerten sehr stark an unsere Einsätze beim MeraLuna 02 und das böse T.-Wort-Festival 03. Bei einigen machten sich arge Rücken-und Beinschmerzen bemerkbar und die ersten Ausfälle bahnten sich an. Auch ich konnte etwas später einfach schlicht und ergreifend nicht mehr. Ein weiteres Problem waren die Reisetaschen von Abteilung Saarland. Sie waren in einem Auto, das eigentlich früher weg wollte. Umladen ging nicht, weil alle die uns helfen wollten Tagestickets hatten, nicht raus kamen und wir uns in Glauchau nicht auskannten, um mal flott deren Autos zu finden. Da ich die Strecke nicht hätte mehrfach laufen können, fiel die Entscheidung: wir gehen jetzt raus, holen die Taschen, suchen uns ein Lokal und treffen uns nach Festivalende wieder. Es ging einfach nicht mehr, auch wenn ich dadurch leider einiges verpasste... Draußen musste ich zuerst auf einer Mauer „notlanden“, dank Handy waren Siggi und das Kind schnell wiedergefunden und zu viert gingen/humpelten wir zum Chinesen um die Ecke. Ich möchte nicht wissen, was die an dem Abend über uns dachten... wahrscheinlich> da kommen zwei ältere Damen mit Gehproblemen samt ihren Betreuerinnen rein. *grins*


Und dann begann ein fröhlicher Reigen: Lani kam, Siggi ging - es rumpelte draußen, Gewitter? Nein, ein Feuerwerk gab´s! Kirsten und der Knusperhase vergrößerten die Runde, Zork kam dazu. Essen wanderte von einem zum anderen und während wir da so futterten und redeten, trocknete der Matsch an unseren Schuhen. Unterm Tisch sah es... sehr verändert aus, denn der vorher rote Teppich nahm eine eher grau-braune Farbe an. Wir hinterließen mehr als deutliche Spuren, beim Laufen und beim Rumsitzen. Ich kann gar nicht sagen, was das für eine Wohltat war, auf einem weichen Stuhl im Warmen zu sitzen. Aber allzu lange hielt das nicht an, denn das Lokal wollte schließen. Meine Theorie war ja, dass die uns loswerden wollten, bevor wir uns noch stärker vermehren und vom roten Teppich gar nix mehr zu sehen war *grins* Das Nightwish-Konzert war eh gleich vorbei... draußen setzten wir uns auf die Mauer, nach und nach trudelten alle wieder bei uns ein. Nun hieß es Abschied nehmen und das ist etwas, was ich absolut nicht mag. Mit LostVampire und Devilzeye ging´s nach Zwickau zu unserer Schlafstätte. Für mich war´s ne schlimme Nacht mit Muskelkrämpfen und starken Schmerzen – und der Erkenntnis, dass ich Festivals in Zukunft meiden werde. Wie lange dieses Vorhaben anhält - keine Ahnung, noch humple ich und daher gilt es nach wie vor.


Am nächsten Tag starteten wir nach nem Käffchen um die Mittagszeit zum Bahnhof und setzten LV ab. Dev nahm uns mit bis Koblenz. Es war eine sehr angenehme Fahrt mit guter Musik und netten Gesprächen. Bei einer Futteraufnahmepause stellten wir fest: schaut man auf die Schuhe, weiß man genau, wer auch so alles auf dem Woodstage-Festival war. Wenn Schuhe zu Verrätern werden... In Koblenz mussten wir auf unseren Zug warten und wie überbrückt man Wartezeiten besser als mit Käffchen schlürfen und quatschen. Dann der letzte Abschied und rein in den Zug. Er bummelte uns zurück in die Heimat und kurz vor 23 Uhr landeten Caro und ich zu Hause. Das Wochenende war vorbei...


Wer diesen Bericht bis zum Ende gelesen hat, darf sich nun eine Tapferkeitsmedaille bei mir beantragen ;-) Ihr seid erlöst – isch habe fertisch...


 

Report by Marion Ney

 

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