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Nick van Delft &
Ruben Claro
Zodiac
Face-to-Face Interview
01.10.2016
Zodiac Homepage Zodiac @ Facebook Napalm Records
Konzert-Special: Zodiac - Saarbrücken - 01.10.2016
Die meisten Menschen denken bei dem Wort “Zodiac” an die Tierkreiszeichen, einen Film oder einen Serienmörder. Ich verbinde es auch mit einem Killer, der aber Cortez heißt, zudem mit einem toten Pferd, einem Penny, einem Versteck downtown im Mondschein... oder kurz gesagt mit der deutschen Band Zodiac, die Blues & Rock vom Allerfeinsten spielen. Sie konnten mich mit ihrer aktuellen Scheibe überraschen und begeistern und als Saarbrücken in ihrem Tourplan auftauchte, war der Termin ein Muss für uns. Vor dem Konzert hatten wir die Möglichkeit, Sänger/Gitarrist Nick van Delft und Bassist/Keyboarder Ruben Claro einer kleinen Befragung zu unterziehen. Die beiden sympathischen Zodiacs standen uns an ungewohnter Stelle Rede und Antwort, nämlich vor dem Klub aufm Bürgersteig - war anders, war witzig, war cool... Hier ist das Ergebnis unseres kleinen Meetings.
Euer aktuelles Album heißt Grain Of Soul erschien im Juli. Glückwunsch, klasse Scheibe!
Ruben: Vielen Dank.
Ihr habt euren Sound weiterentwickelt, ihr klingt etwas anders und vor allem auch ein Schippchen härter... Mir liegt das sehr, aber wie fiel bislang das Feedback der Presse und vor allem von euren Fans für das Werk aus?
Nick: Ich denke mal, für die Fans, die sehr sehr in der Blues-Richtung verankert sind, war es bestimmt etwas Neues. Aber es gab trotzdem positive Reaktionen, auch von den extremen Bluesern. Auf dem Album ist ja schon Blues mit drauf, aber alles etwas lauter, es knallt halt ein bisschen mehr.
Die CD erreichte Platz 36 der deutschen Albumcharts. Habt ihr die Korken ordentlich knallen lassen?
Nick: Doch, wir waren natürlich stolz drauf, ist ja auch eine Menge Arbeit und Herzblut, die wir da reinstecken. Das war natürlich sehr sehr schön für uns.
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Haben die Charts heutzutage eigentlich noch den gleichen Stellenwert wie dunnemals oder vielleicht sogar einen höheren, wenn man die diversen Möglichkeiten der Musikbeschaffung im Internet bedenkt?
Ruben: Ich glaube, wenn man so guckt, wer teilweise oben in den Charts steht, da graut es einem schon und es dreht sich einem teilweise der Magen um. Natürlich ist es schön, in den Charts zu stehen, das ist ja jetzt für uns auch schon das zweite Mal und das ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Nur... ich glaube, es hängt halt mit vielen Faktoren zusammen: wann bringt man die Scheibe raus, wann kommt das in die Charts, wer ist die Konkurrenz und so.
Ruben: Aber klar, das ist natürlich ein Stichpunkt mit der Beschaffung im Internet. Jeder ist so was von bequem geworden und das ist einfach eine Volkskrankheit geworden. Es ist traurig, dass man nicht mehr viel machen muss, um an Musik zu kommen, dass man das quasi von der Couch aus machen kann, mit ein paar Klicks... Leute, die auch gerne Musik hören und sich mit dem Geschäft so ein bisschen auskennen und befassen... ich glaub, die tun so was auch nicht. Jeder weiß ja, dass es uns Künstlern eigentlich nur schadet. Aber was Besonderes ist es allemal, in den Charts zu stehen.
Wir sind Sammler, wir kaufen CDs zum in die Hand nehmen und lehnen Downloads generell ab, auch als Kaufmöglichkeit. Um euch zu unterstützen, muss man diesen Weg gehen oder sollte es zumindest. Die Entwicklung ist wirklich traurig. Ihr bringt Alben ja auch immer noch zusätzlich als Vinyl raus, was bei eurer Musik fast schon zwingend ist, denk ich, oder?
Ruben: Zwingend.... ja schon.... also wenn man jetzt davon ausgeht, wenn man sagt, dass wir eine Retro-Rock Band sind - was wir selbst ja gar nicht von uns behaupten - dann verstehe ich, dass das fast schon zwingend ist. Aber klar, auf Schallplatte ist es ein ganz anderes Hörerlebnis als irgendwie in MP3 oder so. Ob es jetzt unbedingt das beste Hörerlebnis ist, das kann man so im Raum stehen lassen. Aber es hat definitiv seinen Charme und wir sind alle Vinyl-Fans, also steht das eigentlich fast gar nicht zur Debatte, das auch auf Vinyl rauszubringen.
Musik wird mittlerweile in endlos viele Schublädchen gesteckt, aber lassen wir das mal außen vor. Wie würdet ihr euren aktuellen Musikstil in eigenen Worten beschreiben? Was erwartet den Hörer, wenn er Grain Of Soul im Player startet?
Ruben: Blues Rock, Hard Rock würde ich sagen. Zumindest Grain Of Soul ist sehr 90ies, vom Riffing ist das schon sehr 90er behaftet. Aber Heavy Blues Rock und Hard Rock, ich glaub, das trifft es ganz gut.
Eure Videos haben immer das gewisse Etwas, so auch die letzten beiden zu Animal und Follow You. Erarbeitet ihr gemeinsam mit den Regisseuren ein Konzept für die Clips oder lasst ihr denen freie Hand und sucht euch den Entwurf aus, der euch am meisten zusagt?
Ruben: Beides, teils-teils. Wir haben natürlich schon so eine Idee, wie ein Video aussehen soll. Ich glaub, zu Animal waren wir uns sehr schnell einig, was da in dem Video vorkommen soll. Wenn man den Text liest, dann ist klar, worum es geht und das sollte dann visuell auf jeden Fall auch noch mal unterstützt werden. Bei Follow You war es mehr die Idee vom Regisseur, der sich den Song angehört hat und direkt eine Vision hatte, wie das Bild auszusehen hat, dieses schwarz-weiß, von vorne weiß und vor einer schwarzen Wand. Also eigentlich 50/50, es ist nicht so, dass der Regisseur sagt, wir würden das gerne so machen und wir dann alles abnicken. Abnicken tun wir generell sowieso nix. *lacht*
Was war von der Bandgründung 2010 bis heute euer persönliches Zodiac Highlight?
Ruben: Ich glaub, da sind wir uns einig...
Nick: Ich würde sagen Hellfest, auf jeden Fall...
Ruben: Jo...
Nick: Das war ein ganz besonderer Gig und auch eine besondere Zeit, weil wir uns da mal Zeit genommen haben, auf einem Festival zu bleiben und uns die anderen Bands anzugucken. Oftmals hat man ja gar nicht die Zeit dafür. Das war echt ein grandioser Gig, wir waren sehr verbunden mit dem Publikum, das war schon besonders.
Hoffentlich zählt der Auftritt in der Garage dann später mal auch zu den Highlights ;-) Seit Mitte September tourt ihr gemeinsam mit RavenEye und Honeymoon Disease. Wie viele Leute gehören eigentlich insgesamt zu eurem Tour-Tross?
Nick: Genaue Anzahl, warte mal...
Ruben: Honeymoon Disease sind fünf, wir sind sechs, RavenEye sind drei.... dann sind wir bei vierzehn.
Seid ihr bislang zufrieden mit den Besucherzahlen und den Reaktionen des Publikums, hattet ihr besondere Erlebnisse, passierten auch mal kleine Missgeschicke?
Ruben: Kleine Missgeschicke...
Nick: Ja, gestern *lacht*
Ruben: Oh jaaaa, gestern... *lacht*
Nick: Da war ein Besucher, der wollte einen bestimmten Song haben und hat das in jede Pause reingeschrien. War ein bisschen wie eine Schallplatte, die halt springt. Aber so am Ende des Abends war er doch zufrieden.
Ruben: Naja, obwohl, ich hab schon kommen sehen, dass ich in ein Gerangel mit dem komme, bei der Zugabe. Die Bühne war halt relativ niedrig, meine Orgel stand auch relativ nah am Publikum, er stand dann in der ersten Reihe und als wirklich die letzten Sekunden unserer Show liefen, hat er sich das nicht nehmen lassen, mich quasi zu packen und mich anzusprechen, während ich gespielt habe. Das ist eine Situation, die man nicht gewohnt ist, was macht man da? Ich konnte auch nicht mehr machen als ihm einen bösen Blick zuwerfen, nach dem Motto: ich spiele hier jetzt gerade, lass mich in Ruhe. Und danach hat er sich nicht nehmen lassen, nochmal zur Bühne zu kommen und uns nochmals darauf anzusprechen. Aber... ja gut, das sind halt Ausnahmefälle, Gott sei Dank.
Nick: Dafür war der Gig gestern aber super.
Ruben: Der war super, auf jeden Fall.
Seid ihr auch allgemein zufrieden, wie die bisherigen Konzerte liefen?
Nick: Auf jeden Fall, ist ja auch eine tolle Kombination. Die Bands verstehen sich auch hinter der Bühne sehr gut, was sehr wichtig ist, wenn man drei Wochen zusammen unterwegs ist. Da können wir uns glücklich schätzen.
Wenn die Chemie nicht stimmt, funktioniert das Ganze nicht richtig...
Nick: Dann wird es schwierig, genau.
Ihr spielt heute Abend im Kleinen Klub der Garage Saarbrücken. Bezogen auf die Atmosphäre auf und vor der Bühne: empfindet ihr ein Konzert bzw. eure Musik in kleineren Locations und durch die Nähe zum Publikum als intensiver?
Ruben: Ich glaub, das ist immer so, das wenn man in kleinen Klubs spielt bzw. vor etwas weniger Leuten. Das ist noch mal eine Herausforderung für einen Musiker, weil es viel intimer ist und man viel eher das Gefühl hat, dass die Leute einem auf die Finger gucken. Aber trotzdem hat's halt auch seinen Charme und seine Energie und ich find's auch schöner. Bei einem großen Festival hat man gar keinen Bezug, weil das einfach ein Meer aus Köpfen ist und man keinen richtigen Bezug zu einer Person oder zu einer Personengruppe hat. Es ist mehr so dieser Teppich und irgendwie sehr anonym. Deswegen ist es bei kleinen Klubs schon etwas Besonderes, auf jeden Fall.
Ich kann mir das vorstellen, die Situation ist wahrscheinlich entspannter als bei einem riesigen Festival...
Ruben: Unser Publikum ist, was wir jetzt so bemerkt haben, sowieso sehr familiär und sehr herzlich. Das macht schon Spaß
Nick: Man kann dann auch einfacher ins Publikum gehen und spielen. Ist so wie eine kleine Party, die dann stattfindet.
2015 habt ihr das Live-Album Road Tapes Vol. 1 auf den Markt gebracht. Schneidet ihr aktuell wieder mit für Vol. 2...
Nick: Nein...
... oder müssen wir uns in der Hinsicht noch etwas gedulden?
Nick: Ja, ihr müsst, ein bisschen... *lacht*
Wann, wie und warum ging's bei euch eigentlich mit der Musik los?
Nick: Mein Vater ist Pianist, meine Mutter Sängerin. Mit sechs hab ich Michael Jacksons Thriller bekommen und es ging eigentlich langsam so in die Richtung Musik, ich bin damit aufgewachsen. Dann irgendwann hab ich mir die E-Gitarre geschnappt, weil halt keiner in meiner Familie E-Gitarre gespielt hat, da konnte ich mein Ding machen.
Ruben: Also meine Familie ist nicht so musikalisch, also eigentlich gar nicht. Ich glaube, bei mir ging das so los, wie bei vielen Kindern auch. Meine Eltern haben mich in eine Musikschule gesteckt, ich hab mit sieben Jahren angefangen, Klavier zu spielen und gemerkt, dass es mir Spaß macht. Auch meine Eltern haben gemerkt: ok, der muss jetzt nicht irgendwie von uns gezwungen werden oder so. Ich bin da schon eigenständig hingegangen und hab Klavier gespielt. Irgendwann mal hat mir mein bester Freund, der Schlagzeuger ist, die Live-DVD von Toto gezeigt, Live In Amsterdam 2001 oder so, ich weiß es gar nicht... Die hat mich dann echt gepackt, so direkt und ich dachte: ok, ich muss weiter Musik machen. Mit 16-17 hab ich angefangen, Bass zu spielen und dann war es eigentlich auch für mich klar, dass es dabei bleibt.
Verratet ihr uns bitte noch eure Favoriten bei Gitarre, Bass und Orgel?
Ruben: Mein Bass, ein Sandberg und meine Orgel, ganz einfach. *lacht*
Nick: Ich glaub, seit 25 Jahren versuche ich mich zu entscheiden ob ich jetzt die Fender Stratocaster oder die Gibson Les Paul als DIE Gitarre nehmen soll. Aber ich spiele beide, das ist ein bisschen wie Yin und Yang.
Möchtet ihr diesem Interview noch etwas hinzufügen?
Ruben: Schön, wieder in Saarbrücken zu sein *lacht* und wir freuen uns auf den Gig!
Wir fühlen uns geehrt und wünschen euch heute Abend und bei allen weiteren Konzerten der Tour viel Erfolg und Spaß!
Ruben: Vielen Dank, euch auch.
Vielen Dank für eure Zeit.
Ruben: Sehr gerne, kein Problem.
Fotos: ©2016 by Ilona Füller
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