|
Joey Siedl
Architects Of Chaoz
Mailinterview
06.08.2018
Architects Of Chaoz Homepage
Architects Of Chaoz @ Facebook
Architects Of Chaoz @YouTube
 |
 Joey, ich möchte mich zuerst dafür bedanken, dass Du bei dieser Interviewserie zum 10. Geburtstag von Sarkophag Rocks mitmachst. Donn mo je:
Du bist Gitarrist bei der Band Architects Of Chaoz. Euer Album (R)evolution kam im Mai 2018 in die Läden. Was habt ihr momentan auf dem Zettel, schreibt ihr an Songs für den Nachfolger, stehen Auftritte an?
 Ei dann mal hallo. In der Tat habe ich vage angefangen, fürs nächste Album zu schreiben, aber es sind sozusagen nur Skizzen. Diesmal wollen wir alle noch mehr als Band zusammen schreiben. Für unser zweites Album schrieben wir etwa vierzig Songs und pickten am Ende mühevoll dreizehn raus. Diesmal ist der Plan einfach nur, ein Album zu schreiben, aber das zusammen, so gut es geht.
Auftritte stehen langsam an und es folgen hoffentlich auch noch mehr. Sagen wir mal - wir arbeiten daran, dass es fett wird.
Kannst Du unseren Lesern bitte jeden von euch kurz vorstellen und die wichtigsten Eckdaten zur Bandgeschichte zusammenfassen?
Vor etwa 1.000 Jahren spielte die Dortmunder Band reVision im Vorprogramm von ex Iron Maiden Sänger Paul Di'Anno & Killers. Danach wollte Paul Deutschlandkonzerte mit reVision als Backing-Band machen. Da sie einen zweiten Gitarristen brauchten, holten sie ihren Kölner Mercher Andy an die zweite Gitarre... 2011 stieg der erste Gitarrist aus und sie fragten mich, da wir kurz vorher mit Cheeno als Supportband für Paul spielten.
Als ich einstieg, hörte ich, dass es schon immer ihr Ziel war, eigene Songs und nicht nur Maiden Covers zu spielen. Also fing ich an, Songs zu schreiben, die Anderen machten mit und so wurde die Idee geboren, eine eigenständige Band auf die Beine zu stellen, mit Paul am Gesang sowie Gonzo und Dominik von reVision und mit Andy und mir an den Gitarren. Nach dem ersten Album mussten wir uns aus gesundheitlichen Gründen von Paul trennen. Es kam zu einer einseitigen Schlammschlacht und Minishitstorms, aber wir holten mit Titta Tani aus Rom einen neuen Sänger, um unsere Musik weiter so zu machen, wie wir es angefangen hatten.
Wie viele Gitarren besitzt Du und welche sind Deine besonderen Favoriten?
Jetzt muss ich mal zählen... hehe... ok, hier sind neun E-Gitarren, zwei klassische, eine Western-Gitarre, zwei Bässe und zwei Ukulelen. Die witzige Story dabei ist, dass die alle in einem Zimmer an einer Wand hängen, so dass meine Tochter es damals mit vier Jahren witzig fand, Musikgeschäft zu spielen und an alle Instrumente Preisschilder zu kleben. Als ich dann mal Besuch hatte, wurde ich direkt gefragt: "Verkaufst Du die alle?" und ich musste direkt verneinen.
Nein, ich kann mich nicht von Instrumenten trennen. Momentan ist meine favorisierte Gitarre die Fame Forum iV, die ich vom Music Store als Endorsement fürs Wacken 2015 bekam. Sie ist sehr vielseitig und echt hochwertig. Am meisten hänge ich an meiner PRS, die ich dann doch oft auch live spiele. Demnächst kommen aber neue Gitarren ins Haus. Kann mich nur noch nicht entscheiden.
Welche Verstärkermodelle bevorzugst Du und welche Effekte befinden sich auf Deinem Pedalboard?
Haha.... wenn ihr keine Soundnerds da draußen seid, switcht einfach zur nächsten Frage...
Ich bin gerade komplett umgestiegen von Hughes and Kettner auf Marshall. Marshalls sind so geil. Ich frage mich, wie ich so lange ohne Marshall leben konnte. Ich hab den JCM800 in der Kerry King Edition und als Spare den TSL100 im Full Stack, jeweils mit zwei Vintage 30 4x12" Boxen. Ich hab mittlerweile auch ein recht großes Effektboard, wovon ich aber bei Architects Of Chaoz nur rudimentäres Zeug nutze. Für meine Coverband wollte ich versuchen, alle Sounds perfekt hinzubekommen, aber dann wäre ich auf an die 20 Pedale für Live-Aufttritte gekommen. Deshalb bin dort nun auf digital umgestiegen und spiele das Line 6 Helix bei Coverkonzerten und zuhause am PC.
In den letzten Jahren überraschten uns diverse Bands mit unerwarteten bzw. fast schon für unmöglich gehaltenen Reunions oder nach langer Studioabstinenz dann doch wieder mit neuen Alben. Von welchen Gruppen würdest Du Dir eigentlich eine Wiedervereinigung und/oder frisches Futter für den Player wünschen?
Neben dem Fakt, dass ich auch gerne unsere alte saarländische Band Cheeno wieder ins Leben zurückrufen würde, was sich aber als etwas schwieriger darstellt als gewünscht, gibt es noch eine Reunion, auf die ich Bock hätte und von der ich auch glaube, dass sie sogar passieren könnte... Skid Row mit Sebastian Bach. Ich weiß, dass die Band Rachel Bolan gehört und er sich quer stellt, aber vielleicht sieht er irgendwann ein, wie geil es für die Konsumenten - also mich - wäre...
Ansonsten finde ich diesen Reunionwahn und die alte Legenden um jeden Preis am Leben zu halten, weil man merkt, dass Neues nicht zündet, eigentlich blöd. Viel mehr wäre es geil, auf Neues zu setzen. Dass die Großen nach und nach sterben, kommt nicht von ungefähr. Ich bin mit nun 39 Jahren der Jüngste bei Architects Of Chaoz und manchmal passiert es, dass ich der Jüngste in einem kompletten Magazin bin... So werden die Alten zuviel glorifiziert und die Jungen ignoriert... eine bedenkliche Entwicklung seit Jahren... Jahrzehnten...
 |
Wie siehst Du die saarländische Musikszene, sind wir in allen Genres gut besetzt, dürfte es in Sachen Rock & Metal etwas mehr sein, gibt es bei uns genügend Unterstützung von Veranstaltern, Radio und TV?
In den letzten Ausgaben der großen Printmedien waren wir mit Architects Of Chaoz drin, ebenso Tomorrows Eve und nicht zuletzt Powerwolf. Da kann man sagen, dass wir equivalent zur Größe des Bundeslandes schon sehr stark vertreten sind. In anderen Musikbereichen kenne ich mich nicht oder nicht mehr so aus, als dass ich da wüsste, was da am Start ist. Selbst in der Nationalmannschaft bei der WM waren 10% Saarländer und in der Politik (bitte ohne Wertung der Qualität) sind auch sehr viele Saarländer. Also über eine generelle Nichtbeachtung brauchen wir uns hier nicht zu beschweren.
In den letzten Jahren sind einige kleinere Festivals baden gegangen, Konzertlocations haben geschlossen, neue öffneten. Bist Du momentan zufrieden mit der Menge und der Größenauswahl an Klubs, Hallen sowie Festivals in unserem Bundesland?
Da wären wir dann eher bei einer Problematik. Das Saarland war seit jeher nicht unbedingt das, was jede große Band auf ihrem Shirt stehen haben wollte. Da klingen Hamburg, Köln und Berlin doch fetter. Deshalb muss man mal loben, was Saarevents dem Saarland in den letzten Jahren gegeben hat. Aber auch da wurde viel nur auf Größe und Altgebackene gesetzt, weshalb der sogenannte Untergrund etwas auf der Strecke bleibt.
Ich weiß, das kann man mir nun bestimmt widerlegen, aber wenn ich ein Architects Of Chaoz Konzert im Saarland spielen will, muss ich es selbst machen. Wir finden europaweit Veranstalter, doch im Saarland muss ich selbst ran und zu 100% das Risiko tragen. Es gibt durchaus ein paar sehr kleine Clubs (weniger als 100 Zuschauer) und einige bis zu 200er Kapazität und dann - bumm - 1.000er und aufwärts. Das bringt der kleineren Band wenig. Beim Thema Festival könnte ich mir vorstellen, dass das Saarland noch ein großes gebrauchen könnte, obwohl da ja nun schon 2x ein größeres von Saarevent (glaub ich) gemacht wird. Vielleicht etabliert sich das ja noch.
Saarländisch Gudd Gess darf bei diesem Interview natürlich nicht fehlen. Bibbelschesbohnesupp, Dibbelabbes, Gefillde, Geheiratete, Hoorische, Lyonerpann, un, un, un... Bei was von alledem kannst Du nicht widerstehen?
Ich weiß, dass beim Lesen der Frage meine Bandkollegen aus NRW und auch der Römer schmunzelnd da sitzen, weil sie wissen, dass ich die kulinarische Null bin. Ich weiß noch, wie unser Bassist Gonzo mich vor kurzem angehauen hat und sagte: "Im Saarland gibts ne richtige kulinarische Kultur. Ich dachte, die wären alle so wie Du und essen nur Fertiggerichte und Tiefkühlpizza".
Der Saarländer an sich ist für seine Künste am Schwenker bekannt, ebenso besteht eine enge Verbindung zu Lyoner und Maggi. Gehst Du auch mit Lyonerweckcha und der kleinen Maggiflasche im Gepäck auf Reisen? ;-)
Nein, ich will in der Tat auf Tour immer alles in der Region kennenlernen, was es dort so gibt. Klar würde ich so ein Urpils immer mit Zuhause assoziieren, aber ich probiere immer gerne, was dort regional angeboten wird. Sogar beim Essen freue ich mich, wenns in Schwaben Maultaschen gibt oder in Belgien Pommes... oder in England irgendeinen Scheiß, auch wenn ich dann nicht der große Esser bin.
Möchtest Du diesem Interview noch etwas hinzufügen?
Ich will hier anfügen, dass ich das Interview echt super fand. Mal andere Fragen als die meisten Standarddinger, die ich seit Jahren so mache. Deshalb hat mir das hier auch sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, den Lesern auch. Ich hoffe auch, euch alle mal bei nem Konzert zu sehen und dass ihr unsere Alben kauft, so dass ich mit Architects Of Chaoz auch weiter das machen kann, was wir am liebsten tun: Ehrliche Musik machen.
Vielen Dank für Deine Zeit. Ich wünsche Dir alles Gute!
Fotos: © 2017 by Sven Schmoll
|
