Gioeli - Castronovo

Set The World On Fire

Jeden Tag landen bei mir so einige aktuelle Infos über Bands bzw. Projekte, neue Alben, Tourneen und Ähnlichem. Nur wenige davon sorgen für Schnappatmung, erhöhten Blutdruck und Gänsehaut. ;-) So geschehen bei der Ankündigung, dass Johnny Gioeli und Deen Castronovo ins Tonstudio gehen, um gemeinsam ein Album aufzunehmen.


Kurze Erklärung, warum mein Musikfreakherz dermaßen in Wallung geriet: Der MTV Sendung “Headbangers Ball” sei Dank, kam ich 1992 in den Genuss des Videoclips zur ersten Single   Hot Cherie   der neuen Band   Hardline.   Die Stimme von Sänger Johnny Gioeli hat mich aus den Schlappen gehauen. Neal Schon und Joey Gioeli an den Gitarren, Todd Jensen am Bass und Deen Castronovo an den Drums – was für ein geniales Quintett. Ihr Debüt   Double Eclipse   konnte mich komplett fesseln und geistert seitdem in meinen persönlichen Album Top 10 herum. Das Line-Up änderte sich danach sehr oft und   Hardline  ist eine von mehreren Gruppen, die ich mir in der Ur-Besetzung zurückwünsche.


Viele Erinnerungen an dunnemals wurden im April/Mai aufgewühlt, denn innerhalb einer Woche konnte ich Johnny mit Axel Rudi Pell und Deen mit den   Dead Daisies   live on Stage erleben. Nach Konzert Nr. 2 fand ich den Link zur ersten Gionovo Single   Through   in meiner Mailbox - yeehaw! Der Song faszinierte mich total, aber ein Track allein sagt nicht alles über einen Longplayer aus... zum Glück musste ich nicht lange darauf warten.


Das Album von Gioeli-Castronovo trägt den Titel   Set The World On Fire   und erscheint am 13.07.2018 in den Formaten CD sowie LP via Frontiers Music Srl. Die 12 Tracks spielten sie in Italien ein, im Studio von Alessandro Del Vecchio, der auch die Tasteninstrumente übernahm und als Produzent verantwortlich zeichnet. Gitarrist Mario Percudani und Bassist Nik Mazzucconi komplettierten die Musiker-Crew.


Es gibt allerdings nicht einen Sänger, sondern derer zwei. Deen Castronovo bekam an besonderen Talenten definitiv mehr als nur sein geniales Rhythmusgefühl in die Wiege gelegt. Er saß lange bei   Journey   hinter der Schießbude... und irgendwann begann er, live einige   Journey   Klassiker zu singen. Holla die Waldfee, Gänsehaut pur - ich war damals absolut hin und weg! (Köln 2007) Auf den   Revolution Saints   CDs ist er zu hören, ebenso als Gast bei anderen Bands. Nun legen er und sein alter Kollege Johnny mit ihren markanten Ausnahmestimmen zusammen los. Johnny Gioelis intensive ausdrucksstarke leicht kratzige Röhre plus Deen Castronovos gefühlvolles samtig-rauchiges Timbre, das mühelos gewisse Höhen der Tonleiter schafft - die heißeste Kombi seit Kakao mit Sahne. ;-)


Auf   Set The World On Fire   sind die Gesangsparts prima aufgeteilt: miteinander, abwechselnd und zudem hat jeder seine Soloeinsätze. 12 Songs nenn ich eine gute Befüllung und sie bringen eine recht ordentliche Laufzeit von 48 Minuten. Das Album liefert uns melodischen Rock, abwechslungsreich in unterschiedlichem Tempo und Härtegrad. Der Aufbau der Nummern ist interessant, da bei fast allen davon kurze langsamere und/oder spezielle Zwischenstücke verbaut wurden, die für kleine Überraschungen sorgen und das Hörvergnügen steigern.


Die Musiker sind top drauf, Gitarrist Mario Percudani darf sein Können insbesondere in den zahlreichen Gitarrensoli zeigen, die gerne auch etwas länger hätten sein dürfen. Deen Castronovos Drumstil mag ich eh sehr und er harmoniert klasse mit Nik Mazzucconi, dessen Bass kernig-knackig aus den Boxen wummert. Das Rhythmus-Duo sorgt für meinen Geschmack für so einige Highlights und ist nicht nur dezent im Hintergrund am Werkeln. Die Klavierparts gefallen mir, den Keyboardsound hätte ich aber ehrlich gesagt nicht gebraucht, da wäre mir eine zweite Gitarre lieber gewesen. Die Texte geben was her und die mit dem gewissen nachvollziehbaren Tiefgang gehen unter die Haut.


Vorab wurden uns zwei Nummern als Appetithäppchen serviert, die am Anfang des Albums zu finden sind. Als Opener ist der schmissige Titeltrack die optimale Wahl. Ein flotter Feger, der ordentlich abgeht, sich in den Gehörgang bohrt und den Bewegungsapparat in Gang setzt. Das dazugehörige Video punktet vor allem mit seinen atmosphärischen Lichteffekten. Es folgt die erste Single   Through,   mittlerer Tempobereich, Drums und Bass grooven energisch. Ein fesselnder Song, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Der Clip dürfte im Studio gedreht worden sein, die Band spielt und durch Fotos werden damals und heute verknüpft – tolle Idee! Schaut euch auch das sehr unterhaltsame Making of an, Johnny und Deen könnten definitiv als Comedian-Duo auftreten ;-)


Let Me Out   ist eine intensive berührende Ballade der klassischen Art, nur mit Akustikgitarre begleitet und ab ca. der Mitte hat's leise orchestrale Keyboardklänge im Hintergrund. Johnny singt alle Strophen, den Refrain gibt es zweistimmig – hoher Gänsehautfaktor! Ein Cover hat es auch auf das Album geschafft, nämlich   Need You Now,   das im Original von der amerikanischen Country-Band   Lady Antebellum   stammt. Das rockige Gewand steht dem Midtempo-Song mit dem Ohrwurm-Refrain bestens, Johnny übernimmt die männlichen Einsätze und bekommt gesangliche Unterstützung von Giorgia Colleluori. Die Signora kann begeistern, hat eine tolle Klangfarbe und ist zusätzlich nochmals in   Walk With Me   zu hören. Dieses langsamere Lied fasziniert mit seinen Klavierparts, dem Zwischenstück und vor allem aber mit dem wechselnden Gesang von Giorgia und Deeno, der stimmliche Perry-Schlenkerchen mit eingebaut hat.


Remember Me   und   Run For Your Life   sind beide flotten Flusses unterwegs, gesungen wird im Wechsel, das Rhythmus-Duo punktet sehr hoch, die Gitarrenbearbeitung ist bei diesen zwei Songs besonders brillant, ebenso die zweistimmigen Abschnitte in   Remember Me.   Das Klavier geleitet uns bedächtig und sanft in den Track   Ride Of Your Life,   den Deen zum Besten gibt und der schicke Überraschungsmomente beinhaltet. Langsamere Strophen wechseln mit einem flotten Refrain, der sich im Hirn verankert. Jetzt hab ich so viele Tracks durch, ein paar könnt ihr unkommentiert für euch entdecken. ;-)


Was mir nicht gefällt, ist der Chorgesang in den Refrains von   Fall Like An Angel   und   Mother,   zweistimmig hätte vollkommen ausgereicht. Das war's allerdings auch schon an Kritik und bei der generell hohen Qualität fällt dieser eine Punkt praktisch nicht ins Gewicht, da er mir die Liebe zu den Songs nicht vermiest.


Drei Nummern auszuwählen fällt mir schwer, da meine Favoriten je nach Laune wechseln. Heute wären es...

Anspieltipps:   Remember Me   -   Need You Now   -   Through


Bitte an Gionovo: Wartet nicht nochmals 25 Jahre bis zum nächsten gemeinsamen Werk!


Mein Fazit:   Set The World On Fire   ist ein mitreißendes faszinierendes Album, in das viel Leidenschaft und Herzblut gesteckt wurde. Es verfügt über eine beeindruckende Mixtur, gebraut aus Rock, der Liebe zur Musik, Können und Gefühl, verursacht so einige Gänsehautmomente und feuchte Augen, ist in Sachen Gesang ein Überflieger und bringt mir verdammt viel Spaß in die Bude. Songs, die mich so begeistern können, sind momentan ein Lichtblick und für jeden davon bin ich sehr dankbar. Für  Set The World On Fire   gibt es von mir tiefsten Respekt und>
 

Bewertung:

7 von 7 Ankhs


plus Skarabäus

Marion Ney / Sarkophag Rocks
10.07.2018
 

Foto: ©2017 by Johnny Pixel
 

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